Taste the Waste II

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Heute gibt es den zweiten Teil und es geht diesmal wirklich darum, den "Müll zu probieren".
Containern dürfte den meisten von euch ein Begriff sein: In Abfallcontainern von Supermärkten wird nach Nahrungsmitteln gesucht, da einiges noch fast tadelos ist... Eine Freundin von mir ist schon etwas länger dabei. Sie ist Archäologie-Studentin aus Leipzig und hat mir ein paar Fragen beantwortet.


1. Wie bist du auf das Containern aufmerksam geworden? 



Im Internet las ich einen Artikel über jemanden, der beinahe völlig ohne Geld auskommt. Unter anderem dadurch, dass er sich sein Essen aus dem Müll holt. Das konnte ich mir jedoch nicht vorstellen, also habe ich etwas recherchiert und bin dabei auf ein Container-Forum gestoßen und war erstaunt, wie viele davon leben. Nun wollt ich´s selber wissen. Hab mich also angemeldet und schon kurze Zeit später nette Leute aus Leipzig kennengelernt, die mit mir auf Tour gehen wollten. Gesagt, getan. :)


2. Wie war es beim ersten "Streifzug"? Hat es dich viel Überwindung gekostet? Im Müll nach Essbarem zu suchen, klingt ja erstmal nicht so verlockend... 

Der erste Streifzug war wirklich ein tolles Erlebnis. Wir haben einige Läden in Leipzig angesteuert. Viele Tonnen waren verschlossen, daher für uns nicht zugänglich, da wir nicht über Zäune klettern oder Ähnliches, oder die Tonnen waren leer. Das war für den Anfang schon sehr ernüchternd. Doch bei den letzten Spots wurden wir dann fündig. Überwindung hat es mich gar nicht gekostet im Müll nach Essen zu suchen. Es war eher wie eine Schatzsuche. Ekel vor ausgelaufenem oder matschigem Zeug konnte ich schnell überwinden, denn wofür gibt es Handschuhe? Was mich eher beunruhigt hat, war die Angst erwischt zu werden. Nicht, dass es mir peinlich gewesen wäre, doch Containern ist nun einmal nicht legal. Doch auch die Angst lässt mit der Zeit nach, verschwindet jedoch nicht ganz. Trotzdem hat sie es nicht geschafft, mich von Containern abzuhalten. Im Gegenteil, so ein kleiner Nervenkitzel ist doch immer was Feines.


3. Wie sieht eure übliche Ausbeute aus? 

Die Mülltonne bietet eigentlich ein recht abwechslungsreiches Angebot an Lebensmitteln. Dennoch gibt es einiges, was man beinahe bei jeder Tour findet. Der Großteil davon besteht aus Obst und Gemüse. Das sind vor allem Bananen, Paprika, Zucchini, Radieschen, usw. Ansonsten gibt’s ab und an mal Joghurt, Brotaufstriche, seltener so etwas wie Reis oder Brot. Positiv daran ist, dass man sich gesünder ernährt und wenn man z. B. mal Schokolade findet, freut man sich umso mehr. 

Die Ausbeute der ersten Tour fiel vergleichsweise gering aus...

4. Konntet ihr schon einen Laden ausmachen, bei dem die Ausbeute geringer ausfällt; bei dem man annehmen kann, dass er besser kalkuliert und die Lebensmittel mehr schätzt? 

Da ich bisher nur bei größeren Discountern containert habe, kann ich das gar nicht sagen. Allerdings vermute und hoffe ich, dass es in den Bio-Läden, von denen es hier doch einige gibt, mehr geschätzt wird. Über einen habe ich z. B. mal gehört, dass sie, als die Kühlkette länger unterbrochen wurde, die Lebensmittel nicht, wie vorgeschrieben, weggeschmissen haben, sondern an die Leute verschenkt haben. Das ist doch eine klasse Aktion. Bei Discountern ist es leider nicht oft der Fall. Bei vielen Lebensmitteln fragt man sich ernsthaft, warum sie aussortiert wurden. Aber wenigstens akzeptieren einige, dass die Leute bei ihnen containern und lassen die Tonnen unverschlossen. Das ist ja dann irgendwie ihre Art zu kalkulieren.


5. Eigentlich ist das ja illegal... 

Man sollte beim Containern darauf achten, nicht aufzufallen, keinen Dreck zu machen und vor allem nichts zu beschädigen oder über etwas drüber zu klettern. Vor allem letzteres kann wirklich zum Problem werden. Denn solange man nur den Müll klaut, kann man immer noch an die Vernunft der Gesetzeshüter appellieren, falls man erwischt wird. Doch auch das kann natürlich schief gehen, denn rein theoretisch gehört der Abfall noch dem Laden und die Containerer stehlen somit deren Eigentum. Doch Containern ist eine gute Sache, deswegen darf man sich von absurden Gesetzen nicht abhalten lassen.


6. Und zu guter Letzt: Hast du ein paar Tipps für die, die sich auch mal freegan ernähren wollen? 

Wer wirklich mit dem Gedanken spielt, freegan zu leben, sollte gar nicht erst lange überlegen, sondern sich einfach auf sein Fahrrad setzen und die Läden in seiner Stadt abklappern. Man kann natürlich auch das Auto nehmen oder zu Fuß losziehen, bei letzterem sollte man bedenken, dass es eventuell viel zu tragen gibt. Doch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es einfacher ist, in einer Gruppe loszuziehen. Deswegen einfach mal Freunde ansprechen oder z.B. in dem Forum www.containern.de (*mal Schleichwerbung mach*) nach seiner Stadt suchen.
Bei der Tour gilt es natürlich immer nach der Devise schnell, leise, sauber vorzugehen. Am besten am späten Abend losziehen, wenn der Laden schon eine Weile zu hat.
Taschenlampe, einige Plastiktüten und Taschentücher oder feuchte Tücher zum Hände sauber machen sollten immer dabei sein. Oder falls der Ekel anfänglich zu groß sein sollte, Handschuhe; nach einer Weile braucht man die aber gar nicht mehr.
Man sollte auch daran denken, dass es eventuell noch andere gibt, die auch bei den Läden containern. Bei uns gibt es kein „Das ist meine Tonne!“. Deswegen sollte man immer nur so viel mitnehmen, wie man selber auch verwerten kann und freundlich bleiben, wenn man Gesellschaft von anderen Containerern bekommt.
Falls man mal erwischt werden sollte, gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren. Aus eigener Erfahrung kann ich es nicht sagen, doch bei vielen zog die Polizei einfach weiter, wenn man ihnen erklärt, warum man das macht, solange man nicht über Zäune klettert oder Ähnliches.


Mich hat dieses Interview und wenn sie auch sonst schon von ihren Streifzügen erzählt hat, neugierig gemacht und ich werde auch bald mal mit ihr losziehen:)

Hier noch ein paar erfreuliche Dinge zu der Thematik:
Politiker setzen sich ein *klick
Und noch was zum Schmunzeln: Protestsuppe aus der Schnippeldisko
(Verwerten von ausgemustertem Gemüse)


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