Morgens kurz nach 6 Uhr.
Der Hotelbetrieb hat noch nicht begonnen. Stille im Eingangsbereich.
So langsam finden sich alle sportlich motivierten zur Besteigung des Picos ein. Fernanda hat ein vorgezogenes Minibuffet für uns paar Hanseln organisiert.
Der Blick aus dem Hotel zum Pico verheißt nichts Gutes - dicke Wolken hingen an seinem Bauch, es nieselte, die Stimmung etwas gedrückt.

Noch etwas verschlafen stiegen wir in den Transporter, der uns über die Hochebene bis zum Startpunkt auf etwa 1200m Höhe fuhr. Dort befindet sich ein Gebäude in dem auch die Bergwacht sitzt. Wir holten die Regenjacken raus und schützten unsere Rucksäcke. Unser Bergführer war optimistisch, dass wir auf dem Gipfel trotzdem eine tolle Sicht haben werden. Wir hofften, er behält Recht und gingen los...


Als wir die Wolkendecke durchstiegen haben, hörte es auf zu nieseln und es wurde mit jedem Höhenmeter schöner.

Ich am Pflock der die 2000m-Marke kennzeichnet.

Nach reichlich 3 Stunden haben wir den Kraterrand erreicht. Nun ging es wieder ein Stück in den Krater hinunter, bevor es den kleinen Hügel, der dem Krater aufgesetzt ist, hoch ging. Das dauerte ca. eine halbe Stunde. Das letzte Stück war schon recht anspruchsvoll - die Hände mussten mit zur Hilfe genommen werden.

Blick zum Kraterrand vom Gipfel (2351m)

Spätestens oben wurde auch deutlich, dass es sich um einen Vulkan handelt. Aus einer Felsspalte strömte heiße, schwefelige Luft - der typische Odem eines Vulkans. Wir genossen die tolle Aussicht. Viel von den Azoreninseln sahen wir zwar nicht, aber das Gefühl über den Wolken zu sein ist einfach grandios! Unser Führer machte noch Gruppengipfelfotos und wir stiegen den Hügel wieder hinab, um Mittagspause im Krater zu machen.

An den Abstieg denke ich nicht gern zurück. Noch nie empfand ich einen Abstieg um so vieles schwerer als den Aufstieg. Meine Oberschenkelmuskeln waren komplett im Eimer und zitterten regelrecht. Der Muskelkater am nächsten Morgen war demnach auch jenseits von gut und böse... Ich habe es aber in keinster Weise bereut, den Pico zu besteigen. Es war die Strapaze wert;)

Noch ein paar Infos:
  • *Der Weg ist schmal und zum Teil nur zu erahnen. Man läuft quasi quer über den Fels- und Geröllhang hinauf. Die Pflöcke dienen der Orientierung. Wenn Nebel sie verschwinden lässt, ist es fast unmöglich, auf dem richtigen Weg zu bleiben.
  • *Demnach ist die Besteigung mit einem Führer zu empfehlen. Er kennt den Berg in und auswendig, gibt interessante Infos und mit ihm ist es auch möglich bei etwas widrigeren Bedingungen (leichter Nebel und Nieselregen) die Wanderung zu starten (wenn er/sie es denn für sicher hält)
  • *Trittsicherheit ist wichtig, sowie gute Wanderschuhe (am besten knöchelhoch). Gerade beim Abstieg rutscht man leicht über losem Geröll aus. Ein Teilabschnitt wird unter den Führern "path of the fallen people" genannt, weil sich da viele auf den Hintern setzen.
  • *Genug Wasser, Proviant, Regenjacke und Sonnencreme (!) mitnehmen (sollte man auf den Azoren sowieso immer). Wanderstöcke können das Wegrutschen etwas mindern und sind beim Abstieg eine gute Hilfe.
  • *Es wird die Besteigung auch am Abend angeboten, mit Übernachtung im Krater und Miterleben des Sonnenaufganges, was wunderschön sein soll. Allerdings muss man Zelt/Isomatte selbst hochtragen und es kann oben ungemütlich kalt werden...
  • *Als Mutmacher: konditionstechnisch ist der Berg gut machbar. Man muss ja nicht hochrasen. Es gibt keine steilen Abhänge. Einzig auf dem Gipfel geht es etwas "enger" zu. Den Abstieg empfinden einige sicher nicht ganz so fürchterlich wie ich. Auf den Muskelkater kann man sich trotzdem schonmal einstellen:P

Wäre das was für den ein oder anderen von euch oder seit ihr eher der Wandermuffel?
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