Aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt (ca. 10.000 Einwohner) in Südbrandenburg, nahe des Senftenberger Sees. In dieser Stadt war 'nicht viel los', aber alles Wichtige war zu Fuß oder per Rad erreichbar. Party und allgemein Ausgehen war nie ein großes Thema für mich. Also waren die raren Möglichkeiten kein Problem für mich. Ab und an verbrachten wir Abende im Irish Pub, wo es die leckersten Kartoffelecken gab. Sonst war ich viel mit Fahrrad oder Inline Skates unterwegs. Freunde sah ich in der Schule oder man traf sich noch am Nachmittag und unternahm etwas. Ich hatte nicht das Gefühl, als würde mir etwas fehlen. Sonst führten mich kleinere Unternehmungen oft nach Senftenberg, größere nach Berlin, Dresden oder Leipzig, wobei Berlin klare Nummer eins war, denn von meiner Heimatstadt gibt es eine Direktverbindung per Bahn dorthin.



Und so kam es, dass Großstädte für mich immer mit besonderen Erlebnissen verknüpft waren: viele neue Eindrücke, Multi-Kulti, Bunt, Aufregend. Manchmal fand ich auch einfach gefallen daran, in den S- und U-Bahnen andere Sprachen zu hören oder durch die Straßen zu schlendern, wenn es dunkel und der Straßenlärm verschwand. Ich könnte noch einiges über Großstadt- Unternehmungen schreiben, aber möchte es dabei belassen und an meine Ode an Berlin verweisen.

Arbeitstechnisch sieht es in der Provinz schlecht aus und ich wollte auch RAUS, auf jeden Fall nach Sachsen. Dresden und Leipzig waren meine Wunschwohnorte. Doch da mein Freund auch ein Wörtchen mitzureden hatte, sind wir nicht direkt in die Stadt gezogen.
Und nun wohne ich in einem Dorf zwischen Dresden und Meißen. Hier gibt es nicht viel außer einen Bäcker und viel Natur. Die Ruhe ist wirklich schön. Seit ich hier wohne sehe ich fast täglich grasende Tiere und auf meinem Weg zur Arbeit über schmale Landstraßen begegnet mir oft der Falke.
Ich freue mich schon sooo sehr auf den Frühling. Dann kann ich mit dem Rad wieder nach Dresden fahren, direkt auf dem Elberadweg. Würde es den nicht geben, hätte ich die Entscheidung auf's Land zu ziehen vermutlich wirklich bereut, denn ich habe ein Problem: ich fahre nicht gern Auto.


Wohnt man in einem Dorf ohne günstigen Anschluss durch öffentliche Verkehrsmittel ist man von einem Auto abhängig. Mal abgesehen davon, dass ich in der Großstadt beim Autofahren völlig reizüberflutet bin (mich strengt das echt an), ist mir das tägliche Autofahren - ich versuche gerade ein passendes Wort zu finden - unangenehm und suspekt: ich setze rund eine Tonne in Bewegung um meinen faulen Arsch von A nach B zu bewegen - sehr uneffizient und fern von dem, wie sich ein Mensch natürlicherweise fortbewegt. Das soll die Fortbewegung mit Auto nicht in Gänze abwerten, aber wie anfangs erwähnt, erledige ich alltägliche Dinge gern zu Fuß oder Rad.
Das ist ein Punkt, der mir am Landleben sehr missfällt. In einer Stadt hat man alles was man braucht in nächster Nähe. Man kann zum Beispiel mal schnell in den Lebensmittelmarkt, falls man was vergessen hat, ohne Sprit zu verballern.

Und doch muss ich sagen, dass mir die Nähe zu Dresden - einer größeren Stadt - wirklich gut tut. Wenn man introvertiert ist, hat man den Hang möglichst die Ruhe zu suchen. Das ist auch ok, aber irgendwann ist auch genug. Dann brauch ich die Abwechslung, die eine größere Stadt bietet. Man hat interessante Freizeitmöglichkeiten direkt vor der Haustür, wie Kletterhallen, tolle Restaurants, Bars, kleinere Programmkinos in denen Filme kommen, die in den Großen nicht laufen und mehr. Und auch wenn ich nicht sehr auf ausgedehnte Shoppingtouren stehe, geh ich gern die Prager Straße entlang (der Abstecher in den "Globetrotter" ist schon obligatorisch).

Ich bin weder Stadtkind, noch Land-Ei. Ideal ist in meinen Augen das Randgebiet einer Großstadt und mit der Nähe zu Dresden ist mein Ideal ja eigentlich erfüllt :)
Und ich muss sagen, dass ich mich hier von Jahr zu Jahr wohler fühle. Die Elbe, die Weinhänge von Radebeul, das Fitnessstudio dort, unsere tollen Nachbarn...



Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade "Stadt oder Land" teil.
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